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Erfurt, 22.06.2022 | Mehr als 14.800 Menschen in schwieriger finanzieller Situation haben in 2021 in den mehr als 30 Beratungsstellen der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung Thüringens Hilfe und Unterstützung erhalten. Das ist das Ergebnis der Auswertung der vom Statistischen Bundesamt durchgeführten Basisstatistik zur Überschuldung privater Personen für Thüringen.
In fast der Hälfte der Beratungsfälle führten kritische Lebensereignisse, die jedem widerfahren können, in die Überschuldung. Hierzu gehören insbesondere Arbeitslosigkeit (19,5%), Erkrankung/Sucht/Unfall (16,8%) sowie Trennung/Scheidung/Tod des Partners (13,6%), die eine beherrschbare Verschuldung in eine Überschuldung umschlagen ließ.
Menschen zwischen 35 und 45 Jahren (29,6%) nutzten das Angebot der Beratungsstellen am häufigsten.
Fast die Hälfte der ratsuchenden Menschen (48,8%) lebten allein. Das sind im Vergleich zur Thüringer Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich viele Menschen, leben doch nur 21,9% allein.
37,7% der Ratsuchenden gingen einer Erwerbstätigkeit nach, die im Durchschnitt ein Netto-Arbeitseinkommen in Höhe von 1.206,- EUR erwirtschafteten. Das liegt erheblich unter dem Durchschnitt. Nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitskräfte in Thüringen im Jahr 2021 ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3.327,- EUR brutto im Monat, was bei einem Alleinstehenden ungefähr ein Nettoeinkommen von ca. 2.200,- EUR ergab.
1,5% der Ratsuchenden hatten dagegen ein Nettoeinkommen zwischen 2.600,- und 3.600,- EUR, 0,2% sogar ein Nettoeinkommen von mehr als 3.600,- EUR. Diese Einkommensbereiche sind unter den Ratsuchenden zwar deutlich unterrepräsentiert. Sie zeigen aber auf, dass ein überdurchschnittliches Einkommen nicht automatisch vor der Schuldenfalle bewahrt. Überschuldung kann (fast) jede und jeden treffen.
Mehr als 4.400 Beratungsfälle wurden in 2021 beendet. In 24,3% der beendeten Beratungsfälle konnte eine außergerichtliche Regulierung der Schulden erreicht werden. In 34,5% der abgeschlossenen Fälle strebten die Ratsuchenden eine Entschuldung nach den Vorschriften der Insolvenzordnung an.
Die eingangs genannten mehr als 14.800 beratenen Menschen sind indes nicht DIE überschuldeten Menschen in Thüringen. Deren Zahl ist deutlich höher. Nach neueren Hochrechnungen - eine amtliche Statistik mit einer abschließenden Erfassung aller Überschuldeten gibt es nicht – gelten derzeit ca. 150.000 volljährige Thüringer als überschuldet. Die in den Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen beratenen Menschen stellen also nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges dar.
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