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Informationslücken behindern Weiterentwicklung der Hochschulbildung in vielen EU-Ländern

Zu wenige Länder nutzen die Informationen, die sie zur Hochschulbildung sammeln, um ihre Hochschulen und die Möglichkeiten, die diese den Studierenden bieten, zu verbessern.

Dies geht aus einem am 22.05.2014 veröffentlichten Eurydice-Bericht hervor. In dem Bericht über die Modernisierung der Hochschulbildung in Europa (Modernisation of Higher Education in Europe“: Access, Retention and Employability) wird untersucht, was Behörden und Hochschulen unternehmen, um den Zugang zur Hochschulbildung zu erweitern, die Zahl der Absolventen (Verbleibquote) zu steigern und die Studierenden beim Eintritt in den Arbeitsmarkt zu begleiten (Beschäftigungsfähigkeit). An der Untersuchung haben mehr als 30 Länder teilgenommen – alle EU-Mitgliedstaaten (außer Luxemburg und den Niederlanden) sowie Island, Liechtenstein, Montenegro, Norwegen und die Türkei.

„Im Hochschulwesen muss mehr dafür getan werden, um bestehende Schwächen zu beheben: Wir wollen zum Beispiel eine größere Vielfalt unter den Studierenden fördern. Die Hochschulen müssen mehr benachteiligte Studierende, insbesondere Interessenten aus einkommensschwachen Schichten, Menschen mit Behinderungen, mit Migrantenstatus oder aus unterschiedlichen Volksgruppen für ein Studium gewinnen. Geeignete Daten helfen uns dabei, für eine größere Vielfalt zu sorgen und gleichzeitig auch die Auswirkungen unserer politischen Prioritäten besser beurteilen und diese bei Bedarf korrigieren zu können. Wir müssen künftig Daten und Feedback proaktiver nutzen und in eine fundierte Entscheidungsfindung einließen lassen“, erklärte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Der Bericht kommt zu den folgenden Ergebnissen:

Zwar sammeln viele Länder Informationen über ihre Studierenden, aber die Auswertung dieser Daten ist vielfach nicht auf konkrete Ziele bezogen (wie etwa die Förderung des Hochschulzugangs benachteiligter Studierender) und vielen Ländern liegen keine Informationen darüber vor, ob die Vielfalt unter den Studierenden zunimmt.

Nur sehr wenige Länder (BE (fl), IE, FR, LT, MT, FI und UK (Schottland)) haben Ziele festgelegt, um den Zugang zur Hochschulbildung für unterrepräsentierte Gruppen wie Studienwillige aus Familien mit geringerem Einkommen zu verbessern.

In rund der Hälfte der europäischen Hochschulsysteme gibt es „Brückenprogramme“ für Studienanfänger, die nicht unmittelbar von der Sekundarschule kommen, (in BE, CZ, DK, DE, IE, FR, AT, PL, PT, SI, SE, SK, UK, IS und HR) und können frühere Lernerfahrungen der Studienanfänger für das Studium angerechnet werden (auch in ES, IT, LI, FI und NO). In Bezug auf die Maßnahmen zur Erweiterung der Bildungsbeteiligung an Hochschulen ist eine klare geografische Kluft zu erkennen: Diese sind auch weiterhin stärker im Norden und im Westen Europas verbreitet.

Eine ganze Reihe von Ländern nehmen keine systematische Berechnung der Abschluss- bzw. Abbruchquoten vor. Dies ist zum Teil auch in Ländern der Fall, in denen es politische Strategien zur Vermeidung von Studienabbrüchen und zur Förderung des Studienerfolgs gibt. Dort fehlen ganz offensichtlich grundlegende Daten, anhand derer die Auswirkungen dieser Strategien analysiert werden können.

In den meisten Ländern müssen die Hochschulen im Sinne der Qualitätssicherung Informationen zur Beschäftigungsfähigkeit vorlegen (z. B. die Beschäftigungsquoten ihrer Absolventen und Angaben dazu, wie sie den Absolventen die Kompetenzen vermitteln, die sie für eine erfolgreiche Arbeitsplatzsuche benötigen). Allerdings werden Informationen zum weiteren Werdegang der Hochschulabsolventen derzeit bei der Ausarbeitung hochschulpolitischer Strategien nur selten herangezogen.

Qualitätssicherung kann genutzt werden, um wichtige politische Strategien, die auf eine Erweiterung der Bildungsbeteiligung und die Steigerung der Verbleibs- und Abschlussquoten abzielen, zu fördern. Dies kann dazu beitragen, die Fortschritte der Studierenden besser zu beobachten und herauszufinden, wie die Hochschulen (z. B. Universitäten oder Fachhochschulen) diese Informationen in den Prozess der Qualitätsverbesserung einfließen lassen.

Hintergrund

In dem Bericht zur Modernisierung der Hochschulbildung in Europa (Modernisation of Higher Education in Europe: Access, Retention and Employability) werden die Politik und Praxis im Zusammenhang mit den Erfahrungen der Studierenden im Hochschulwesen in drei verschiedenen Phasen untersucht: 1) Zugang zur Hochschulbildung, was voraussetzt, dass Studienwillige über das verfügbare Angebot, die Zulassungsvoraussetzungen und die Zulassungsverfahren informiert sind; 2) Studienverlauf, einschließlich verfügbarer Unterstützungsangebote, wenn Probleme aufgetreten, und 3) Übergang von der Hochschule zum Arbeitsmarkt.

In der von der Kommission veröffentlichten Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen wird neben der Problematik der flexiblen Zugangswege zu einem Hochschulstudium auch die Frage der Wirksamkeit und Effizienz in der Hochschulbildung und der Vermittlung beschäftigungsrelevanter Kompetenzen an die Studierenden im Sinne eines leichteren Eintritts der Absolventen in den Arbeitsmarkt hervorgehoben.

Eurydice

Aufgabe des Eurydice-Netzes ist es, zu verstehen und zu erläutern, wie die verschiedenen Bildungssysteme in Europa organisiert sind und wie sie funktionieren. Das Netzwerk bietet Beschreibungen der nationalen Bildungssysteme, vergleichende Studien zu einzelnen Themen sowie Indikatoren und Statistiken. Alle Eurydice Veröffentlichungen können kostenlos über die Eurydice-Website abgerufen oder als Druckfassung bestellt werden. Die Tätigkeit von Eurydice zielt darauf ab, das Verständnis, die Zusammenarbeit, das Vertrauen und die Mobilität auf europäischer und internationaler Ebene zu fördern. Das Netz setzt sich aus nationalen Informationsstellen in den europäischen Ländern zusammen und wird von der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur koordiniert.

Quelle: http://europa.eu

Weitere Informationen zu Eurydice: