Neudietendorf, 29.06.2022 | Laut Paritätischem Armutsbericht hat die Zahl der von Armut Betroffenen in Thüringen um 5,6 % zugenommen. Damit gehört Thüringen neben Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu den Absteigern des diesjährigen Berichts. Die Armutsquote beträgt in Thüringen 18, 9 %, im Bundesschnitt sind es 16,6 %.
Für Thüringen bedeutet das, dass der Abstand zum Bundesdurchschnitt weiterwächst, der Anstieg der Quote setzt sich seit 2017 unvermindert fort. Thüringen liegt im Ländervergleich auf dem 13. Platz. Nur Sachsen-Anhalt, Berlin und Bremen liegen noch hinter dem Freistaat.
„Das sie Armutsquote unvermindert weiter steigt und Thüringen konstant über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist nicht hinnehmbar. Das Land muss hier dringend gegensteuern, Armutsbekämpfung muss ein zentrales Thema der Politik sein. Wir brauchen funktionierende, längerfristige Konzepte. Mit Besorgnis blicke ich auf die weitere Entwicklung. Die steigende Inflation wird weitere Menschen in Armut bringen.“, erklärt Stefan Werner, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Thüringen.
Besonders erschrecken ist, dass knapp 21 % der unter 18jährigen und rund 24 % der Rentner von Armut betroffen sind.
Der Paritätische Gesamtverband und der Paritätische Thüringen appellieren an die Bundesregierung, umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg zu bringen: Grundsicherung, Wohngeld und BAföG müssen bedarfsgerecht angehoben und deutlich ausgeweitet werden, um zielgerichtet und wirksam einkommensarme Haushalte zu unterstützen, denn das jüngste Entlastungspaket ist ungerecht und unzureichend.
Hintergrund:
Der Armutsbericht des Paritätischen zählt einer EU-Konvention entsprechend Haushalte als arm, die mit ihrem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegen. Diese Armutsschwelle lag 2021 bei einer alleinstehenden Person bei einem monatlichen Einkommen von 1148 Euro, bei einem Paar ohne Kinder bei 1721 Euro. Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten nach dieser Definition als armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1492 Euro monatlich zur Verfügung haben. Bei einem Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind es 2410 Euro.
Den Armutsbericht finden sie hier: www.der-paritaetische.de/armutsbericht
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